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F.A.Q. Alternativen

  • Welche Alternativen zur Psychotherapie gibt es?

      Sport, Ernährung, Entspannungsverfahren, Meditation, Yoga oder Medikamente haben zweifellos einen Effekt und können eine Leidensdruck reduzieren oder für mehr Wohlbefinden sorgen. Da sie durchaus positive Effekte haben und Gemeinsamkeiten sowie Schnittmengen zur Psychotherapie bestehen, sollen Behandlerinnen auch auf diese Möglichkeiten hinweisen. Doch sollten nicht Äpfel mit Birnen verglichen werden.

    Unter den kassenfinanzierten Verfahren verfolgen zumindest die tiefenpsychologische und die psychoanalytische Psychotherapie den Anspruch tieferliegende Muster sowie sich wiederholende negative Beziehungs- und Alltagserfahrungen grundsätzlich anzugehen. Symptombekämpfung allein hilft aus der Sicht der erfahrener Behandler kaum weiter, selbst wenn Lobbyisten der Pharamaindustrie immer wieder versuchen, Wundermittel anzupreisen, welche die Probleme mit Leichtigkeit und ohne Psychotherapie aus der Welt schaffen sollen.

    Natürlich unterstützen ausreichend Bewegung und eine gesunde ausgewogene Ernährung die Behandlung. Dies mag selbst für den gesunden Menschenverstand, Meditation, mehr Entspannung und die Entwicklung eines spirituellen Bewusstseins zutreffen. Jedoch ersetzen diese nicht die Heilbehandlung einer notwendigen Psychotherapie bei einem bestehenden Leidensdruck.

    Allerdings sollte auch keine Pathologisierung vorgenommen werden, nur weil mal irgendwo eine Verunsicherung oder ein Konflikt auftritt, der als überfordernd erlebt wird. Oft kann bereits eine Beratung, ein Coaching, eine Supervision oder tatsächlich das Erlernen eines Entspannungsverfahrens zur Lösung verhelfen. Sich entsprechend beraten zu lassen und eine professionelle Einschätzung einzuholen, ist vernünftig und vermittelt durchaus Sicherheit bei der Entscheidungsfindung über die Wahl der Mittel. 
     
  • Was ist Beratung?

       

    Die Begriffe „Beratung“, „Lebensberatung“ oder „Psychologischer Berater“ sind in Deutschland nicht gesetzlich geschützt. So oder ähnlich klingende Berufsbezeichnungen sind demnach nicht mit dem Psychologen, dem approbierten Psychotherapeuten oder auch dem Heilpraktiker auf dem Gebiet der Psychotherapie zu verwechseln. Für diese gelten strenge gesetzliche Vorgaben zum Schutz der Patienten, die sich u.a. in der Ausbildung und den Standards ihrer Arbeitsweise niederschlagen. Letztendlich dürfen auch nicht ausgebildete Laien „Beratungen“ anbieten. Hier ist also Vorsicht geboten, ob es sich um ein seriöses Angebot handelt, welches nicht nur im Hinblick auf die Finanzierung einen geschützten Rahmen bietet.

    Natürlich gibt es Einrichtungen und Institutionen, in denen entsprechend geschultes Fachpersonal Fachberatungen zu psychologisch oder psychosozial relevanten Themen anbieten. An dieser Stelle seinen beispielsweise Erziehungsberatungsstellen, das Jugendamt oder andere Stellen der Sozialarbeit oder der psychosozialen Versorgung genannt. Sie haben einen klar umrissenen Auftrag zu erfüllen. Der Gegenstand solcher nichtheilkundlichen psychologischen Beratung besteht, allgemein formuliert, in der Aufarbeitung und Überwindung persönlicher sowie sozialer Konflikte oder sonstiger Zwecke außerhalb der Heilkunde.

    Typische psychosoziale Beratungen sind oft eher kurz und pragmatisch ausgerichtet. Sie dienen neben der Unterstützung von Einzelpersonen, Paaren, Familien oder Gruppen zur Bewältigung von Problemsituationen in den Bereichen Familie, der Partnerschaft, im Beruf oder in der Erziehung. Beratungen können aus einer einzigen oder mehreren Sitzungen bestehen. Häufigkeit, Abstände und Gesamtdauer des Beratungsprozesses werden jeweils individuell angepasst und abgesprochen.

    Hierbei kommen in der Regel auch psychologische und psychotherapeutische Techniken zum Einsatz, die der Psychotherapie entlehnt sind. Während jedoch Psychotherapie zur Feststellung, Heilung oder Linderung von Störungen mit Krankheitswert ist, geht es bei der psychologischen Beratung um Hilfestellungen für meist psychisch gesunde Menschen mit konkreten Lebensproblemen.

     
  • Wo gibt es Erziehungsberatung für Eltern, Kinder und Jugendliche?

      Eine sinnvolle Alternative oder Ergänzung zur Kinder-und Jugendlichenpsychotherapie sind Erziehungs- und Familienberatungsstellen. In Deutschland gibt davon über tausend. Die
    Beratung dort ist streng vertraulich und in der Regel sogar kostenlos. Ratsuchende Eltern, Kinder und Jugendliche können sich direkt an örtliche Beratungsstelle wenden.
    Die Erziehungsberatungsstellen werden sehr häufig bei auffälligem Sozialverhalten von Kindern und Jugendlichen oder bei Schulleistungsproblemen in Anspruch genommen. Die Adressen der Beratungsstellen sind auf der Internetseite der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung zu
    finden, dort reicht es die Postleitzahl oder den Wohnortes einzugeben: www.bke.de 
     
  • Was ist Coaching?

      Der Begriff Coaching ist ein Sammelbegriff für unterschiedliche Beratungsmethoden wie z.B. Einzelcoaching, Teamcoaching, Projektcoaching. Der Begriffe sind in Deutschland nicht gesetzlich geschützt. So oder ähnlich klingende Berufsbezeichnungen sind demnach nicht mit dem Psychologen, dem approbierten Psychotherapeuten oder auch dem Heilpraktiker auf dem Gebiet der Psychotherapie zu verwechseln. Im Unterschied zur psychologischen Beratung oder Psychotherapie bietet Coaching in der Regel eher eine Hilfestellung in einer oder mehreren festumrissenen Situationen des Lebens. Klassisch sind Fragen des beruflichen Alltags wie Führung, Kommunikation und Zusammenarbeit. Für ein Coaching wird sich gerne entschieden, wenn eigentlich kein therapeutischer Bedarf besteht, aber trotzdem mit der Unterstützung von Fachpersonal an einem bestimmten Problem gearbeitet werden soll.

    Oft wird Bezug genommen auf Verhaltensweisen und Kommunikationsstrukturen, die überprüft oder erweitert werden sollen. Dabei bezeichnet das Coaching strukturierte Gespräche und Interventionen zwischen einem Coach und einem Coachee (Klienten). Der Coach tritt dabei meistens wie ein Trainer vergleichbar mit dem Sport auf. Es soll ein Ziel erreicht werden und der Coach hilft dabei, dieses zu erreichen. Dabei fungiert der Coach auch gerne als neutraler, kritischer Gesprächspartner und verwendet je nach Ziel Methoden aus dem Spektrum der Personal- und Führungskräfteentwicklung. Die Ziele dieser Gespräche reichen von der Einschätzung und Entwicklung persönlicher Kompetenzen und Perspektiven über Anregungen zur Selbstreflexion bis hin zur Überwindung von Konflikten mit Mitarbeitern, Kollegen oder Vorgesetzten. Direkte Lösungsvorschläge werden durch den Coach eher wenig geliefert, sondern es wird mehr die Entwicklung eigener Lösungen begleitet. 
     
  • Was ist Supervision?

      Supervision ist eine Form für einen professionellen Beratungsansatz, der sich an Mitarbeiter und Führungskräfte in unterschiedlichen Arbeitsfeldern wendet. Sie orientiert sich an den Zielen und Aufgaben der jeweiligen Institution und bietet eine qualifizierte Unterstützung bei der Bewältigung der beruflichen Aufgaben durch die Reflexion des beruflichen Handelns. Der Begriffe sind in Deutschland nicht gesetzlich geschützt. So oder ähnlich klingende Berufsbezeichnungen sind demnach nicht mit dem Psychologen, dem approbierten Psychotherapeuten oder auch dem Heilpraktiker auf dem Gebiet der Psychotherapie zu verwechseln. Allerdings gibt es Verbände, die für Ausbildungen und für fachliche Standards eintreten.

    Mögliche Inhalte sind die praktische (Fall-)Arbeit, die Erkennung von Rollen- und Beziehungsdynamik zwischen Mitarbeiter und Klient, die Zusammenarbeit im Team oder in der Organisation. Supervision wird für Einzelpersonen, Gruppen und Organisationen angeboten.

    Die Methode ist insbesondere aus den psychosozialen Berufen, den sogenannten helfenden Berufen und anderen Dienstleistungssektoren bekannt wie Sozialarbeiter, Sozialpädagogen, Erzieher, Ärzte, Pflegepersonal, Lehrer usw. Seit einigen Jahrzehnten hat sie sich sehr bewährt und wird zunehmend in der Wirtschaft von Führungskräften genutzt. Insbesondere Psychotherapeuten nehmen regelmäßig Supervisionen in Anspruch, um mit einer kompetenten Person die eigene Arbeit zu reflektieren.  
     
  • Was sind Entspannungsverfahren?

      Im Rahmen der Psychotherapie und der psychosomatischen Medizin, sowohl in tiefenpsychologisch als auch in verhaltenstherapeutisch orientierten Psychotherapieverfahren, finden immer wieder Entspannungsverfahren Anwendung. Es sind Verfahren, die zusammen mit dem Behandelter geübt werden, um körperliche und geistige Anspannung zu erreichen oder Erregung zu verringerten. Sie funktionieren über körperliche und geistige Entspannung und das Erleben von Gelassenheit. Dies soll zu mehr Zufriedenheit und Wohlbefinden im Alltag und zu mehr Gelassenheit im Umgang mit Stresssituationen führen.

    Entspannungsverfahren haben eine eindeutig nachgewiesene Wirkung. Es gibt viele mehr oder weniger gelungene wissenschaftliche Versuche, um die Wirkung von Entspannungsverfahren zu erklären. Aus dem westlichen Kulturkreis sind das Autogene Training und die Progressive Muskelentspannung die beiden klinisch bedeutsamsten Verfahren.

    Das Autogene Training wurde von dem Berliner Psychiater Johannes Heinrich Schultz aus der Hypnose in den 1920er-Jahren entwickelt. Es ist ein autosuggestives Entspannungsverfahren. Der Übende konzentriert sich auf kurze Formeln wie zum Beispiel „meine Arme sind schwer“, „Beine strömen warm“ oder „meine Atmung ist ruhig und regelmäßig.“ Diese Sätze werden immer wieder langsam wiederholt, bis sich der gewünschte Effekt einstellt. Mit fortschreitendem Erfolg werden die Techniken komplexer und schwieriger. Inzwischen wurde das Verfahren zu einem größeren und komplexeren körperpsychotherapeutischen System weiterentwickelt.

    Die Progressive Muskelentspannung (Progressive Muskelrelaxation) wurde von Edmund Jacobson in den den 1930er-Jahren entwickelt. Der Übende spannt proaktiv einzelne Muskelgruppen an und entspannt sie wieder. Wesentlich ist die Wahrnehmung und Empfindung der Unterschiede zwischen Anspannung und Entspannung.

    Die im therapeutischen und klinischen Bereich gelehrten Basis-Techniken der beiden Verfahren sind relativ leicht zu erlernen. Zwar werden fachkundige Anleitungen und die vorherige Abklärung mit dem Hausarzt empfohlen, aber es werden auch Bücher und Audio-CDs zum Selbststudium angeboten. Entspannungsverfahren können zweifellos eine gute Ergänzung oder ein Baustein zur Psychotherapie darstellen und eine bereichernde Fähigkeit sein. Allerdings stellen sie keine vollwertige Psychotherapie da und sind nicht als Ersatz für eine umfassende psychotherapeutische Behandlung anzusehen. 
     
  • Statt Psychotherapie Sport, Yoga oder Mediation?

      Es ist richtig, dass beispielsweise Ausdauersport bei Depressionen eingesetzt wird, um eine Aktivierung zu erreichen. Sicherlich tut es einem enttäuschten Jugendlichen genauso gut, mal seine Wut an einem Boxsack auszulassen.
    Solche Elemente werden in Kliniken und in der Therapie von Kindern und Jugendlichen öfter eingesetzt. Allerdings sind sie immer eingebettet in einen therapeutischen Rahmen und orientieren sich an der individuellen Entwicklung und den dahinterliegenden Bedürfnissen. Jedoch ersetzt ein wie auch immer geartetes Sportprogramm keine Psychotherapie. Dasselbe gilt für Yoga, Mediation, Achtsamkeitsübungen oder Kampfsporttraining.
    Dies muss von außen betrachtet nicht immer sofort klar werden. Sicher kann das Gruppenerlebnis in einem Fußballverein oder der Freiwilligen Feuerwehr guttun oder der Reit- und Musikunterricht für Entspannung und mehr Selbstbewusstsein sorgen. Gerade bei erlebnispädagogischen Angeboten für Kinder und Jugendliche scheint es oft so, dass der Sport oder die Aktivitäten die Behandlung ersetzen. Doch eigentlich geht es bei all diesen Angeboten darum, einen Zugang herzustellen, um über eine Beziehung die bestehenden Probleme anzugehen oder entsprechende soziale Fähigkeiten nachzulernen.