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Welche Schwierigkeiten bereiten Diagnosen und die ICD-10?
Diagnosen sind per se nichts Schlechtes. Sie sind besonders in der Medizin sinnvoll, um den Überblick zu behalten, Verfahren zu organisieren oder Behandlungen zu standardisieren. Bei einem Unfall mit einem Knochenbruch ist es relativ leicht, eine eindeutige Diagnose zu vergeben. Doch schon die Diagnose einer Infektion oder einer anderen Erkrankung des Inneren können erhebliche Schwierigkeiten bereiten und führt leider immer wieder zu falschen Behandlungen. Das ist in der Medizin bekannt und viele Fachleute arbeiten daran, die Systeme zu verbessern. Nun müssen Psychotherapeuten ebenfalls Diagnosen stellen, um die Kostenübernahme von Psychotherapien zu beantragen. Doch ist eine „richtige“ Diagnose im Sinne der Klassifizierung in diesem schwer greifbaren, seelischen Bereich noch viel schwieriger als in der klassischen Medizin. Allerdings ist die resultierende Kostenübernahme durch die Krankenversicherungen zunächst ein großer Vorteil unseres Sozial-und Gesundheitssystems. Im Sinne der Transparenz sind Psychotherapeuten dazu verpflichtet, die Diagnosen dem Patienten in verständlichen Worten zu erklären. Doch wie schon angedeutet, ist dies alles nicht so unproblematisch, wie es sich im ersten Moment anhört. Denn dies führt nicht selten zu einem weiteren Problembereich: den sogenannten selbsterfüllenden Prozessierungen. Es besteht also die Gefahr für den Patienten, sich mit einer Diagnose zu identifizieren und sich so zu verhalten, wie sie beschrieben wird, anstatt sich auf sich selbst und den Heilungsprozess zu besinnen. Vereinfacht betrachtet kann das Phänomen mit einem umgekehrten Placebo-Effekt verglichen werden. Dieser problematische Effekt wird bereits seit einigen Jahrzehnten von Wissenschaftlern und erfahrenen Behandlern als Etikettierungsansatz beschrieben, untersucht und kritisiert. Dennoch stoßen diese Erkenntnisse in unserem schulmedizinisch geprägten Gesundheitssystem auf taube Ohren. Ebenso bedenken und reflektieren nur wenige Behandlerinnen diese Effekte und klären ihre Patinierten oft nicht entsprechend auf. Ein weiteres Problem besonders von psychischen Diagnosen ist der sogenannte sekundäre Krankheitsgewinn, den bereits Sigmund Freud beschrieben hat. Er beschreibt die schonenden Reaktionen der Mitmenschen auf den Patienten, die zur Aufrechterhaltung des problematischen Verhaltens beitragen. Oder aber die erhöhte Bereitschaft, Medikamente einzunehmen, anstatt an sich zu arbeiten. Ein weiteres Problem ist, dass die ICD-10 der WHO in einer einfachen Sprache verfasst und öffentlich einsehbar ist. Im Sinne der Transparenz für die Patienten ist dies natürlich ein großer Fortschritt. Doch die darin enthaltenen Klassifizierungen und Beschreibungen hinterlassen bei einem unbedarften Leser den Eindruck, mit dieser Lektüre das jeweilige Krankheitsbild erfassen zu können. Dem ist aber nicht so! Um die ICD-10 und ihre Diagnosen wirklich verstehen und gegeneinander abgrenzen zu können, bedarf es äußerst viel Erfahrung. Dies trifft ins besondere für das Kaptiel F zu, welches die psychischen Störungen erfasst. In Schulungen und Studien zur Diagnosestellung wird immer wieder deutlich, dass selbst Fachleute mit jahrelanger Erfahrung immer noch vielfach falsche Diagnosen vergeben. Und das sogar im Bereich der rein körperlichen Beschwerden, außerhalb der schwierig zu greifenden psychischen Diagnosen. Mit einem Wikipedia-Artikel und dem Lesen der entsprechenden Textstelle in der ICD-10 ist es somit leider nicht getan, auch wenn es vielleicht leider so wirken mag. Zum Verstehen und der sicheren Anwendung der ICD-10 sind mehrere Jahre klinische Erfahrung und intensive Schulung zwingend notwendig. |