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Wann ist eine Psychotherapie angebracht oder nötigt?

  Eine psychotherapeutische Unterstützung sollte nur freiwillig und aus freien Stücken in Anspruch genommen werden. Es ist nicht sinnvoll, sich von anderen zu einer Psychotherapie überreden zulassen. Ebenso sollte keine Psychotherapie begonnen werden, nur weil ein Familienmitglied, ein Arbeitskollege oder ein Lehrer oder der Chef meint, dass es das richtige und wohltuend für einen ist. Psychotherapie kann nur wirken, wenn es der eigenen Überzeugung entspricht und daran entsprechende Hoffnungen auf die Verbesserung der eigenen Lebenslage geknüpft sind.
Das ist natürlich einfach gesagt. Besonders Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist der Gedanke an einen weiteren Termin in der Woche nicht sehr angenehm oder sie finden die Idee, sich für eine Therapie festzulegen, komisch. Aber das geht manchem Erwachsenen nicht anders. Dann ist es angebracht, es einfach mal auszuprobieren.
Die Gründe für eine Psychotherapie sind viel umfassender, als häufig angenommen wird. Zu den häufigsten Beschwerden zählen Bedrücktheit, Freudlosigkeit, Schlafstörungen, Essstörungen, Konzentrationsstörungen, mangelndes Selbstwertgefühl, Ängste, Befürchtungen, Zwänge, Beziehungsprobleme oder Sexualprobleme. Neben diesen gibt es auch sehr schwere Krankheitsbilder wie Psychosen, Demenzen, Süchte, sowie psychosomatische Krankheiten, bei denen körperliche Beschwerden durch psychische Faktoren hervorgerufen oder aufrechterhalten werden. Psychische Erkrankungen und Störungen sind sehr konkrete Schwierigkeiten, sie werden in der Regel selbst als solche erkannt.
Doch oft sind die Probleme unspezifisch und nicht so leicht zu erkennen wie beispielsweise bei Sinnentleertheit, anhaltender Unzufriedenheit, Orientierungslosigkeit oder Entscheidungsunfähigkeit. Wenn die Beschwerden zu einer Belastung werden, die die Lebensqualität dauerhaft und drastisch mindert, ist eine Psychotherapie indiziert.
Selbst körperliche Symptome und Probleme wie Schmerzen, Allergien, Hauterkrankungen und Bluthochdruck stehen oft in enger Wechselwirkung mit der Psyche und psychosozialen Belastungen wie Stress oder verborgenen seelischen Leiden.
Viele chronisch-körperliche Erkrankungen bedürfen ebenfalls einer psychotherapeutischen (Mit-) Behandlung. Dies fördert den Gesundungsprozess von somatischen und psychiatrischen Erkrankungen. Zudem sind viele dieser Erkrankungen mit schweren seelischen Problemen verbunden. Ohne fachlich kompetente Hilfe würden die Betroffenen und ihre Angehörigen ihnen oft hilflos gegenüberstehen. Der gesunde Menschenverstand allein reicht zur Bewältigung von schweren seelischen und körperlichen Leidens nicht aus.
Bei all diesen Symptomen kann eine Psychotherapie sinnvoll oder gar notwendig sein. Entscheidend ist dabei vor allem die subjektiv empfundene Belastung. Wenn die Bewältigung des Alltags durch emotionale Belastungen stark beeinträchtigt ist oder die Lebensqualität leidet, kann eine Psychotherapie durchaus sinnvoll sein. Vor allem, wer an seelischen Problemen leidet und diese nicht alleine oder mit Unterstützung seines Umfeldes bewältigen kann, sollte sich (wie bei körperlichen Erkrankungen) nicht scheuen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Dies gilt vor allem, wenn die Beschwerden schon längere Zeit bestehen oder sich verschlimmern. Wenn diese Situation schon über einen längeren Zeitraum anhält und wenig Aussicht besteht, dass Sie in näherer Zukunft selbst zu einer gesunden Lösung finden, ist eine Psychotherapie oft die einzige Möglichkeit, die verlorene Lebensqualität zurückzugewinnen.

Nahezu die Hälfte der Bevölkerung ist im Lebensverlauf mindestens einmal von einer psychischen Erkrankung betroffen. Depressionen und Angststörungen kommen besonders häufig vor. Etwa ein Drittel aller Patienten, die wegen körperlicher Beschwerden einen Arzt aufsuchen, leidet auch an seelischen Beschwerden. Entscheidend ist der subjektive Leidensdruck und der Mut, den es braucht eine Psychotherapie aufzunehmen.